Thüringer Rostbratwurst am Malawisee
In Senga Bay steigen wir vom Katamaran auf ein Paddelboot um. Wir möchten zwischen den Felsen einer kleinen Insel noch einmal die Unterwasserwelt bestaunen. Scheinbar zum Greifen nahe, erweist sich der Weg zur Insel jedoch als recht abenteuerlich. Ein starker Wind bläst uns entgegen und hohe Wellen machen die Bootstour zur Tortur. Immer schneller füllt sich der Kahn mit Wasser. Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera: Das Wasser entfernen und damit steuerungslos von den hohen Wellen treiben lassen oder mit aller Kraft weiterpaddeln. Erschöpft erreichen wir den Windschatten der Insel. Der Fischbestand erweist sich hier als recht übersichtlich, schnell sind Brille und Schnorchel wieder verstaut. Plötzlich kräuselt sich in unserer geschützten Bucht das Wasser. Vorsichtshalber streifen wir die Schwimmwesten über. Nahmen wir optimistisch noch an, dass wir auf der Heimfahrt Rückenwind hätten, so blies der inzwischen kräftig von der Seite.
Wieder schwappt bedrohlich Wasser ins Boot. Obwohl nur 2 Kilometer entfernt, kommt das Ufer nicht näher. Wir drehen den Kahn in die Strömung. Jörg keilt sich ins Heck und verhindert so, dass weiter Wasser eindringt. Von unserem eigentlichen Ziel treiben wir sehr weit ab. Im Windschutz der Küste paddeln wir mit letzter Kraft zurück zum Camp. Der Campingplatz hat sich inzwischen gefüllt. Neben uns stehen Tom und Eva aus Johannisburg mit ihrem Unimog. Die beiden hatten wir schon flüchtig am Cape Maclear kennen gelernt, nun ist die Wiedersehensfreude groß. Aus dem Zelt, das neben dem Unimog steht, dringt eine fremde Sprache an unsere Ohren. Dort wird isländisch gesprochen und wir können dem Botschafter der Republik Island in Malawi kaum noch die Hand schütteln, weil unsere Arme vom Paddeln inzwischen sehr schmerzen. So findet sich zum Abendessen bei leckerem Fisch aus dem Malawisee eine illustre Runde zusammen.
Die nächste Etappe fahren wir mit Tom und Eva gemeinsam. Sie wollen in den nächsten Monaten bis nach Äthiopien reisen. Entsprechend gut sind die Vorratskammern im Unimog gefüllt. Unter anderem lagern dort, man mag es kaum glauben, Thüringer Rostbratwürste. Begeistert fördern wir unsere große Flasche Bautzener Senf zu Tage. Gemeinsam machen wir uns ans Werk: Tom kümmert sich um das Feuer am Rost, Eva schneidet Kartoffeln und Zwiebeln, Babsi bereitet einen Salat und Jörg sorgt für Getränke. Die Würste aus Johannisburg schmecken vorzüglich. Erinnerungen an das Thüringer Diafestival kommen auf. Dort träumten wir von großen Reisen, und dort gab es einen Bratwurststand, wo die Würste genauso schmeckten, wie die hier am Malawisee.
Während wir noch ein paar Tage am See bleiben wollen, zieht es Tom und Eva weiter. Wir verabreden uns für nächstes Jahr in Johannisburg und verabschieden uns herzlich. Wenn wir gesund sind, werden wir da sein!
Wir nutzen die Tage zum Baden und für Strandwanderungen. Obwohl bei Stella im Camp wunderschöne Sportboote auszuleihen sind, haben wir zunächst vom Paddeln die Nase voll. Am Strand kommen wir mit Einheimischen ins Gespräch. Sie erzählen über ihr Leben und ihre Heimat und wollen, scheinbar nebenbei, einige Souvenirs verkaufen. Immer wieder fällt uns dabei ein Brettspiel auf, bei dem die Leute wieselflink kleine Steine zwischen den Griffmulden in den Brettern hin und her schieben. Schnell haben wir die Regeln von Malawien Bao begriffen, und so sitzen wir oft nachmittags mit den Einheimischen und spielen eine Runde. Manchmal gewinnen wir sogar, spielen wir jedoch gegen einen Champion, haben wir (noch) keine Chance.
Während uns die Tom und Eva, die Südafrikaner, Thüringer Roster kredenzt hatten, gibt es nun bei Stella und Fred Potjie. Stella, eine Deutsche, die vor Jahren in Malawi gestrandet ist, zeichnet dabei für den frischen Salat aus ihrem Garten verantwortlich. Ihr Partner Fred stammt aus Südafrika und bereitet sein Nationalgericht, einen dicken Eintopf aus Fleisch und Gemüse serviert mit Spirelli, höchstpersönlich zu. Es schmeckt vorzüglich. Nach dem Essen laden die gemütlichen Liegestühle auf dem sattgrünen Rasen zum Relaxen ein. Blaugrün leuchtet das glasklare Wasser des Malawisees in der Sonne. Schöner kann es auch im Paradies nicht sein.