Montepulciano

Montepulciano

Wie im Film

Eine Zeitlang galt die Toskana als Rückzugsgebiet der SPD-Oberen („Toskana-Fraktion“), viel länger und vielmehr aber als wunderschönes Urlaubsgebiet mit langer Geschichte. Nach Montepulciano zogen wir uns ein paar Tage zurück und bereisten mit einem geliehenen Fiat 500 die Umgebung.

Steil und steinern sind die toskanischen Städte, sie liegen in der Regel auf Hügeln und erlauben von ihren Türmen und Plätzen weitschweifige Blicke ins Land. Es fällt nicht schwer, sich um Jahrhunderte zurückzuversetzen oder nachzuvollziehen, dass Film-Teams hier perfekte Kulissen finden.

So wurden in Montepulciano „Ein Sommernachtstraum“ (1999) gedreht, einige italienische Streifen der 1960er und 70er Jahre und unlängst „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“. Wir treffen am burgähnlichen Rathaus auf ein Paar aus Berlin, das mit dem Wohnmobil unterwegs ist und die „New Moon“-Drehorte sucht. Leider können wir nicht helfen, wissen aber, seitdem wir es in unserem kleinen Hotel „Il Rondo“ in einer Zeitschrift gelesen haben, dass das nahe Chianciano Federico Fellini zu seinem Werk „8 1/2“ inspirierte. Das liegt bei uns alten Marcello-Mastroianni-Fans zu Hause, gleich neben „La dolce vita“.

Pienza wirkt ähnlich wie Montepulciano, verfügt aber über die Straße der Liebe, die Straße des Kusses und andere romantische Benennungen. Wir schlendern, trinken – wie überall – Espressi und essen Panini mit Pecorino und einheimischer Salami. Weiter geht die Fahrt nach San Quirico, das kleiner und ruhiger ist und über romanische Kirchen und einen schönen Garten (Horti Leoni) verfügt. Viel kleiner, nahezu winzig kommt uns Bagno Vignoni vor, ein Örtchen rund um ein mittelalterliches (oder antikes?) Thermalbecken gruppiert. Hinter den letzten Häusern läuft das warme Wasser durch Kanälchen (wirklich Kanälchen) über Felsen und schließlich den Berg herunter.

Cortona scheint im Gegensatz zu seiner Umgebung noch höher zu liegen und über noch steilere Gassen und Straßen als die anderen Städte zu verfügen. Wir stiefeln endlos nach oben und staunen über die hohen Häuser und ihre Baumeister aus der Vergangenheit. Und wir finden gut, dass die alten Gebäude größtenteils bewohnt und genutzt werden und immer wieder kleine Läden, Restaurants und Bars in ihnen zu finden sind.

Bei einem Abstecher ins benachbarte Umbrien finden wir: Ein bisschen ärmer sieht es aus – die Postkarten in Castiglione del Lago kosten mit 40 Cent gleich zehn weniger als bisher. Die Stadt am ziemlich großen Trasimeno-See richtet gerade alternative Markttage aus, wir gucken alles an und landen schließlich in einer Bar. Von deren Freisitz, auf dem wir belegte Riesenschnitten verzehren, können wir verträumt aufs Wasser schauen.

Dabei schießt uns in den Sinn, dass das Wildschwein das Tier der Gegend sein muss. Es ist überall zu haben, unter anderem auf T-Shirts oder als niedliches Schlüsselanhänger-Miniplüschtier.

Übrigens: Der uns bis dato unbekannte Dichter Poliziano stammte aus Montepulciano. Die Montepulcianer, wie wir sie bezeichnen würden, nennen sich nach dem römischen Namen ihrer Stadt (Castrum Politianum) Polizianer. Also war der Dichter ohne Zweifel einer von ihnen …

Zwei weitere Polizianer betreiben das familiäre Sieben-Zimmer-Hotel „Il Rondo“, in dem wir uns wie gerngesehener Besuch und auch darum sehr wohl fühlten. Das kleine Haus passt zur kleinen Stadt – hier läuft das Leben ruhig, kommen Lärm und Aufregung höchstens aus dem Fernseher. Den aber schaltet man nicht ein, wenn man wie im Film wohnt …

HB

 

Geschrieben am 27.09.2012 und abgelegt unter: Italien

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