Ljubljana

Ljubljana

Gleichzeitig gemütlich und cool

Was wissen wir von Slowenien? Dass das kleine Land an der letzten Fußball-WM teilgenommen hat. Dass es jahrhundertelang von den Österreichern beherrscht worden ist. Und dass es die erste Teilrepublik war, die sich aus dem Bundesstaat Jugoslawien löste. Auf die Unabhängigkeitserklärung vom 25. Juni 1991 folgte der im Vergleich zu den späteren Auseinandersetzungen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo relativ unblutige Zehn-Tage-Krieg. Mittlerweile ist Slowenien Teil der EU, führt den Euro als Währung und gilt den großen Zeitungen als Musterland. Unter Urlaubern wiederum gilt Slowenien als freundliches Ziel voller Sehenswürdigkeiten. Drei davon haben wir besucht: Die Felsenburg von Predjama, die Hauptstadt Ljubljana und den See von Bled.

In der Nähe der Höhlen von Postojna (auch bekannt als Adelsberger Grotten) mit ihren Riesenparkplätzen befindet sich die Burg von Predjama, um die herum es für Autofahrer um einiges enger ist. Spektakulär an eine Felswand gebaut und mit Höhlengängen verbunden, diente sie ihrem berühmtesten Bewohner Erasmus von Lueg (1420-1484) als uneinnehmbarer Fluchtpunkt. Der Raubritter hatte sich den Zorn des Kaisers zugezogen und wurde in diesem, seinem Wehrbau belagert, über ein Jahr lang erfolglos. Der Lueger war weder zu bezwingen noch auszuhungern; durch die seinen Feinden unbekannte Höhle lief der Lebensmittelnachschub, erst Verrat brachte die Wende. Ein gezielter Kanonenbeschuss seines Klosetts soll dem Widerspenstigen das Leben gekostet haben. Die heutige Burg- bzw. Schlossanlage stammt von 1570, kombiniert Fels- und gemauerte Wände, bietet Einblick in die Höhlen und macht die Belagerungsgeschichte nachvollziehbar.

Auch Ljubljana verfügt über eine Burg, die mitten im Zentrum auf einem grünen Hügel wacht. Von deren Turm bietet sich ein weiter Blick über die Stadt bis hin zu den Alpen. Man sieht die Kirchen, Hotels und alten Straßenzüge, die Ljubljanica mit ihren Brücken sowie die vielen Freisitze, die die Kapitale gleichzeitig gemütlich und cool erscheinen lassen. Ljubljana erinnert in Teilen an Prag, was an der gemeinsamen österreichischen Vergangenheit liegen mag sowie an Baumeister Joze Plecnik (1872-1957). Der, Sohn eines Tischlers, wirkte in Wien, Prag und ab 1925 in seiner Heimatstadt. Hier ließ er repräsentative Bauten errichten und u.a. auch die Drei Brücken am Prešeren-Platz. Diese Brücken, Tromostovje genannt, und die nicht weit davon entfernte Drachenbrücke – der Drache ist das Wappentier Ljubljanas – zählen zu den beliebtesten Fotomotiven.

Und Fotografierende gibt es genug! Die Unterkünfte sind voll und folgerichtig nicht billig. Im zentrumsnahen Hotel und Hostel Park z.B. kostet das Doppelzimmer pro Nacht 80 Euro, im Hostel-Bereich – mit Doppelstockbetten – ist es die Hälfte, 19 Euro pro Person. Die Gaststättenpreise entsprechen in etwa denen, die wir von zu Hause kennen. Was wir nicht kannten, aber kennengelernt haben, ist die slowenische Variante der Cola: Cockta. Ebenso unbekannt waren uns Süßspeisen wie Prekmurska Gibanica, ein Schichtkuchen, gefüllt mit Mohn, Walnüssen und Äpfeln, aus der Region Prekmurje, oder die Spezialität unseres nächsten Zieles, die Kremšnita von Bled.

Die Gemeinde Bled im Nordwesten des Landes punktet mit ihren Vanille-Sahne-Blätterteig-Schnitten, dem klaren Bergsee und ebenfalls mit einer Burg. Rund um den See werden private Zimmer und Appartements vermietet, finden sich Hotels, Jugendherbergen und ein Zeltplatz. Das Ganze ist auf Touristen zugeschnitten und dennoch charmant. Die Insel mitsamt der Kirche Maria Himmelfahrt verleiht dem Gewässer einen besonderen Reiz. Von den Terrassen der Burg lässt sich all das wundervoll betrachten, auch die Anlage selbst ist sehenswert und mehr als ein reiner Aussichtspunkt.

Im Park unterhalb davon befindet sich seit 1883 das älteste Denkmal des slowenischen Nationaldichters France Prešeren (1800-1849). Eine Strophe aus dessen Gedicht „Zdravljica“ ist die Hymne des Landes, in ihr heißt es: „Frei sei dann jedermann, nicht Feind, nur Nachbar mehr fortan!“ Prešeren, der u.a. in Ljubljana, Klagenfurt und Kranj lebte und unglücklich liebte, wird im ganzen Land verehrt. Auf dem nach ihm benannten Hauptplatz der Hauptstadt (der erwähnte mit den Drei Brücken) steht ebenfalls ein Denkmal. Bei soviel Liebe zur Literatur verwundert es nicht, dass Ljubljana 2010 von der UNESCO zur Welthauptstadt des Buches gekürt wurde und dass das kleine Slowenien hinsichtlich der Anzahl der gedruckten Bücher pro Einwohner in Europa auf Platz 1 rangiert.

HB

 

Geschrieben am 03.08.2012 und abgelegt unter: Slowenien

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