Traumhafte Masuren
Zugegeben, die Anfahrt zu den polnischen Masuren ist etwas beschwerlich. Über gepflasterte Europastrassen, auf denen man förmlich noch die Hufe der Pferdewagen aus vergangenen Zeiten klappern hört, sollte man für die rund 800 km reichlich Fahrzeit einplanen.
Erstes Ziel war Nikolaiken am Spirdingsee. Die Kleinstadt im Herzen der Masuren offenbart sich als moderne Touristenhochburg mit westlichem Flair und schier unbegrenzten Möglichkeiten für aktiven Urlaub. Betritt man über die große Brücke den Ort, kann man sich zunächst nur schwer entscheiden, ob man geradeaus durch das malerische Stadtzentrum mit seinen Gassen und Kneipen bummelt, oder ob man nach rechts auf die großzügige Uferpromenade abbiegt. Neben Gaststätten und Klamottenläden hat sich dort auch eine Wassersportszene etabliert, die kaum Wünsche offen lässt. Wasserski, Jetboote, Segler oder Katamaran – alles ist für die entsprechenden Scheine haben. Und wer es nicht ganz so sportlich mag, dem kann man eine der zahlreichen Dampferrundfahrten empfehlen, die von Nikolaiken aus starten. Die zahlreichen Gaststätten im Ort bieten für jeden Geschmack etwas, wobei die Preise vergleichbar mit denen deutscher Urlauberzentren sind. Übernachtet wird in Pensionen, guten Mittelklassehotels oder eben auf einem der zahlreichen Campingplätze in der Umgebung. Die sind preiswert, sehr sauber und haben teilweise noch etwas ursprüngliches, wie man das aus früheren Zeiten auch von hiesigen Gefilden her kennt.
Der aktive Urlauber erkundet die Masuren per Fahrrad oder per Boot. Räder können in allen größeren Orten ausgeliehen werden. Fährt man mit dem Rad durch die masurischen Dörfer, fühlt man sich um Jahrzehnte zurück versetzt: Schilfgedeckte Hütten aus rotem Backstein hinter wilden Rosenhecken, der kleine Tante – Emma – Laden, der neben der Kirche als Ort der Kommunikation dient. Häufig werden die Felder noch mit dem Pferd bestellt. Stau gibt es auf der engen Dorfstraße, wenn der große Reisebus den Ochsenkarren nicht überholen kann. Unvermittelt gerät man dann auf eine als Radweg ausgeschilderte Sandpiste. Hier hilft nur noch absteigen und schieben – schlimmstenfalls einige Kilometer. Langweilig wird das nicht, denn auf den weitläufigen Wiesen kann man Störche beobachten, die sich die fettesten Frösche aus dem feuchten Gras schnappen.
Wer die Masuren richtig erkunden möchte, kommt um eine Bootsfahrt auf der Krutynia nicht herum, Der Fluss zieht von Nord nach Süd durch das Gebiet, bevor er in nach …. Kilometern Länge bei Iznota in den Beldanysee mündet. Empfehlenswerter Ausgangspunkt für die Flussfahrt ist der Ort Krutinnen, der sich etwa in der Mitte der gesamten Flusslänge befindet, Die Boote dürfen nur von Muskelkraft bewegt werden, wobei das bei Bedarf erfahrene Flöser übernehmen. Wer den Wasserlauf selbst erkunden möchte mietet sich am Besten ein Kajak für den ganzen Tag. Das wird vom Vermieter entweder flussauf zum gewünschten Einsatzpunkt gebracht oder man startet in Krutinnen und lässt sich am Ziel abholen. Der Bootstransport ist im Preis inbegriffen, wobei man hier vergleichen sollte – die Preise schwanken erheblich. Auch der weniger geübte Paddler schafft am Tag etwa 15 Kilometer, da man in jedem Fall mit der Strömung fährt. Wer Ruhe und Erholung sucht, wird sie hier auf der Route der Krutynia finden. Selbst in der Hochsaison kann es (noch) passieren, dass man lange Zeit keinen Menschen trifft. In solchen Augenblicken lässt man das Boot von der Strömung treiben, lehnt sich zurück und beobachtet die zahlreichen Tiere am und im Wasser. Die Enten und Schwäne scheinen trotz ihrer Jungtiere keine Scheu zu haben, wenn sie bis auf wenige Zentimeter an das Boot herankommen. Die unberührte Landschaft wechselt ständig. Mal ist der Fluss eng und man kommt in der Strömung gut voran, mal verbreitert sich der Lauf zu einem See. Dann hat man Glück, wenn der Wind nicht von vorn kommt. Spaß macht es in jedem Fall wieder, wenn man ein erfrischendes Bad genommen hat. Lohnenswert ist es auch, während einer Rast die masurische Küche zu probieren.
Krutinnen selbst ist ein kleines Vorzeigedorf, um das kein Touristenbus einen Bogen macht. Meist sind für die Insassen ein Mittagessen in einem der zahllosen Gasthöfe und eine organisierte Kahnfahrt a la Spreewald angesagt. Entsprechend hoch sind die Preise für solche Events. Wer es ruhiger mag, der bummelt am Abend durch den Ort und findet wieder das Ursprüngliche: Badende Kinder im Fluss, Fischer, die Ihren Tagesfang nach Hause bringen und Bauern, die mit dem Pferd vom Feld zurückkehren.
Fortsetzung folgt – möchte man an dieser Stelle schreiben, denn die zwei Wochen haben uns nur einen kleinen aber begeisterten Eindruck vermittelt. Wir kommen auf jeden Fall wieder!
JS