Kurzurlaub in der böhmischen Schweiz
Wir waren gar nicht begeistert, als es Freitagabend anfing zu regnen. Noch bei strahlendem Sonnenschein sind wir zu Hause losgefahren, und jetzt, wo wir zum Campingplatz U Ferdinanda einbiegen, regnet es in Strömen. Auch macht der Platz einen nicht sehr einladenden Eindruck: Eine dicke Rauchwolke hängt über dem Areal – ein Zeichen, dass es auch dem Rezeptionisten, der in einer verräucherten Kneipe residiert, zu kalt ist. Da es schon spät ist, beschließen wir eine Nacht zu bleiben.
Am nächsten Morgen lacht uns die Sonne an – die Stimmung hebt sich. Da wir trotzdem weder einen Plan in der Hand noch tschechische Kronen im Portemonnaie haben, beschließen wir zunächst das nahe Städtchen Ceska Kamenice zu besuchen. Die Kronen finden wir am Geldautomaten in der Stadt, und den Plan gibt uns eine nette, geduldige Dame aus der Touristinfo mit auf den Weg. Wir sind von der Vielfältigkeit der Freizeitangebote in diesem Gebiet beeindruckt (www.ceskesvycarsko.cz/de).
Zu Ferdinand wollen wir nicht zurück, in der Karte ist noch ein Campingplatz nahe Jetrichovice eingezeichnet. Als wir den Platz ansteuern, sind wir sofort von dessen traumhafter Lage begeistert. Die Zelte stehen auf einer Wiese am Bachufer, eingebettet zwischen mächtigen Felstürmen. Viele andere scheinen die Naturbegeisterung mit uns zu teilen, denn der Platz ist gut besucht. Die Infrastruktur erinnert an die ostdeutscher Campingplätze vor 30 Jahren, aber für ein Wochenende geht das schon mal… Beeindruckt hat uns außerdem, dass vor fast jeder Zeltgruppe eine Feuerstelle angelegt war. Auch schleppten die Leute schon fleißig Holz aus dem Wald, und am Abend brannten ca. 20 Feuer mit mehr oder weniger Rauchentwicklung. Stellenweise wurde die Luft zum Atmen knapp, aber für einen Samstagabend geht das schon mal…
Zunächst stürzen wir uns jedoch in die Berge. Die mit 8 Kilometer ausgewiesene Runde in die Marienwände scheint uns für den Nachmittag machbar. Wir unterschätzen allerdings die vielen Höhenmeter, die auf der steilen Strecke zu bewältigen sind. Schon auf dem Marienfels scheinen die Kräfte am Ende zu sein. Nun geht es nur noch auf dem Kamm entlang – denken wir. Jedoch führt der Weg zum Rudolfstein erneut auf und ab. An letzterem heißt es dann nochmal ordentlich zu klettern. Völlig erschöpft kehren wir nach Jetrichovice zurück und stärken uns im Drevak, einer niedlichen Pension mit ausgezeichneter Küche.
Die Wanderung am folgenden Tag führt uns zum Prebischtor. Wir starten an der Rainwiese, und der Weg steigt zunächst steil an, bevor sich der Gabrielensteig mit moderatem Auf und Ab an den Felswänden entlang schlängelt. Um das Prebischtor zu besichtigen sind 3 Euro Eintritt fällig. Über mehrere steile Treppen gelangt der Besucher zu drei Aussichtspunkten. Das beeindruckende Felstor selbst ist seit dem Jahr 1982 nicht mehr begehbar. Die überteuerte Gastronomie testen wir nicht, dafür ist die Einkehr im nahen Hrensko umso preiswerter und schöner. Unser Weg führt weiter in die Edmundsklamm. Die Schlucht erkundet man am besten zu Fuß und per Boot.
Nach etwa zwei Kilometern Fußmarsch wartet die erste Gondel auf Fahrgäste. Wir freuen uns über die kurzweiligen Anekdoten des Gondolieres abwechselnd in deutscher und tschechischer Sprache. Im weiteren Verlauf führt der Weg durch die Wilde Klamm. Für die zweite Bootsfahrt wird der Fährmann über eine Klingel gerufen und schon bald kommt der Kahn durch das üppige Grün. Wir staunen, wie geschickt der Fährmann den mit 30 Personen besetzten, schweren Kahn durch die Untiefen der Klamm steuert. Am Ende der Bootsfahrt führt ein gemächlicher Aufstieg wieder zurück zum Parkplatz an der Rainwiese. Den Absacker vom ereignisreichen Tag gönnen wir uns mit frischem böhmischen Bier wieder im Drevak. Und bei unserer Rückkehr liegt der Campingplatz fast leer in der weichen Abendsonne – idyllisch.