Pavia und Bardolino
Von Cervo ging es an der auch als Blumenriviera bezeichneten ligurischen Küste, die an diesem Tag besonders strahlend und glitzernd wirkte, weiter in Richtung Genua. Doch noch vor der großen Hafenstadt nahmen wir die Autobahn durch die Berge, später die Landstraße und wechselten von Ligurien über das Piemont in die Lombardei. Gegen 16 Uhr erreichten wir unser spontan festgelegtes Tagesziel Pavia, die alte Hauptstadt der Langobarden. Wir parkten einigermaßen zentral und suchten zu Fuß nach innerstädtischen Hotels. Doch es war keins zu finden, selbst Passanten, die wir danach fragten, konnten uns nicht helfen.
Durch Zufall gerieten wir in die wenn überhaupt, dann sehr unauffällig ausgeschilderte Touristen-Information. Ein junger, englischsprachiger Mitarbeiter dort vermittelte uns eine Unterkunft in einem familiären Bed & Breakfast in einem Hof, das kein Mensch von der Straße aus gesehen hätte. Im Zimmer kamen wir uns vor, als wären wir bei unseren (italienischen) Großeltern zu Besuch, was uns gefiel – alte Bilder, alte Möbel, alles gediegen. Nun konnten wir Pavia besichtigen, gelangten über die überdachte Brücke zu den Boulevards, zum riesigen Dom (aus Ziegelsteinen) und der zentralen Piazza della Vittoria, an deren Rand sich die Touristen-Information befand.
Im Gegensatz zu Frankreich kamen uns die Gaststättenpreise in Pavia ostdeutsch vor, also wie zu Hause. Selbst auf dem Platz aller Plätze, der Piazza della Vittoria, übertrieb keiner und wir bestellten Pasta alla Trentino sowie Antipasto Bella Napoli (fast komplett Fisch & Meeresgetier), danach sogar zwei Cocktails, u.a. einen Negroni. Dazu brachte die Bedienung wieder Chips und statt der Oliven Kapernbeeren. Am Tag darauf sahen wir die alte Universität (eine der ältesten in Europa), die Göttin Minerva, in einem Kreisverkehr stehend, und Geschlechtertürme wie in San Gimignano. Aus einem schicken Laden trugen wir als Mitbringsel ein Kilo Janko-Kaffee heraus – die Marke ist in Pavia sehr präsent.
Weiter wollten wir nach Bardolino, unserem Lieblingsort am Gardasee, fuhren um Milano herum und bei Bergamo auf die Autobahn zum Lago di Garda. Halb drei erreichten wir den Zeltplatz Continental, auf dem wir schon mindestens zweimal gewesen waren. Platz und Ort präsentierten sich sommersonnig und Mitte September voller Touristen – wir mittendrin, S. war halb benommen vor Glück.
Wir begutachteten die Neuerungen: Gaststätte, Laden, Miethäuschen und Pool. Die Relax-Bar ist vom Strand unmittelbar vorm Zaun auf den Zeltplatz gezogen und betreibt die neue Gaststätte, von deren Terrasse man den Sonnenuntergang samt See beobachten kann. An der alten Bar unten am Wasser steht jetzt Pappagallo Beach geschrieben, vier junge Männer bauten ihre Instrumente und Technik auf, um hernach italienischen Pop & Rock zu spielen. Die letzten Lieder hörten wir in unseren Schlafsäcken im Zelt …
Zwischen dem Gardasee und Leipzig lag schließlich eine letzte Station, Mittenwald, und wir waren aus Avignon wieder zurück in der Heimat – nach elf Übernachtungen in neun Orten, davon vier im Zelt. Nur am eigentlichen Ziel der Reise, in St. Remy bei Avignon, waren wir drei Nächte geblieben, sonst jeweils eine.