San Remo und Cervo
In Ste. Maxime an der Côte d’Azur hatten wir uns die Frage gestellt: Welche Momente suchen wir eigentlich im Urlaub, was finden wir am schönsten? Die Antwort darauf zu geben, war nicht einfach. Doch schon am nächsten Tag hatten wir sie! Denn wir lernten Cervo an der ligurischen Küste kennen, einen unerwartet romantischen Ort, der sich vom Meer den Hang hochschlängelt – schmale Gassen, alte Häuser, Plätze mit Ausblick und als Krönung eine riesige Kirche mit herrlicher Fassade und altehrwürdig-anheimelndem Innenraum.
Bevor wir in einer Bungalowunterkunft (ebenfalls unerwartet) ein Quartier für eine Nacht bekamen, waren wir die Côte d’Azur entlanggefahren, von Ste. Maxime bis kurz vor Cannes. Blicke wie im Film (unterwegs sahen wir Dreharbeiten), wir glaubten es kaum. Dann nahmen wir die Autobahn und mussten mehrfach Mautgeld in Körbe bzw. Trichter werfen, was aufregend war, aber funktionierte. In Italien schauten wir uns als alte Drupi-, Alice-, Ricchi-e-Poveri-, Laura-Pausini- und Zucchero-Fans die für das Land wichtige Musikfestivalstadt San Remo einschließlich des Veranstaltungsortes Teatro Ariston an und folgten dann der Landstraße in Richtung Genua.
Imperia sah toll aus, schien uns aber für eine Übernachtung zu groß, und in Cervo, wo wir durch eine Laune des Zufalls abgebogen waren, stießen wir auf die erwähnte Bungalowferienanlage. In deren Mitte stehen riesige Bäume, im „Erdgeschoss“ die Autos und darüber, über hölzerne Treppen zu erreichen, reiht sich Bungalow an Bungalow wie Reihenhäuser mit Veranden davor – toll und von uns in dieser Form noch nie gesehen! Wir mieteten eine Wohneinheit für eine Nacht, ausnahmsweise und für 65 Euro. Normal wären 60, sagte der Chef, der deutsch sprach, allerdings bei Buchung für eine Woche.
Das Bungalowdorf grenzt an den Strand, nach Cervo-Centro läuft man vielleicht zehn Minuten bergauf und staunt an jeder Gassenbiegung bzw. -kreuzung. Auf einer Terrasse tranken wir Sirupwasser und Weißwein, dazu gab es gratis Oliven und Chips. Später spazierten wir an der inzwischen nachtdunklen Strandpromenade lang und schwatzten mit einem Ravensburger, der ebenfalls in unserer Anlage wohnte. Als wir dann auf der „Reihenhaus“-Veranda Platz nahmen, sagten wir uns: Hierher wollen wir noch einmal kommen!
Was war nun so besonders? Zum einen der Ort Cervo an sich, der wie Mont St. Michel aus dem Wasser ragt und herrliche Ein- und Ausblicke bietet, jedoch nicht annähernd so überlaufen ist wie das französische Pendant, zum anderen das kleine, italienisch-deutsch geführte Urlauberdorf Miracervo mit seiner familiär-freundlichen Anmutung und den ungewöhnlichen „Holzcamping“-Möglichkeiten und vor allem die Überraschung, denn wir hatten beides nicht erwartet.