Durch die Karoo
Mein Frühstücksei ist weich. Ich mag keine Weicheier – zumindest nicht um diese Zeit. Ich hatte vergessen, dass wir uns auf rund 900 Meter Höhe über dem Meeresspiegel befinden und hier beim Kochen der Eier etwas mehr Geduld gefragt ist. Zur Entschädigung gibt es Deutsche Delikatessleberwurst, die wurde im Supermarkt angeboten und zumindest von uns gern genommen…
Wir sind im Karoo –Nationalpark und wollen auf Safari gehen. Die Wohnkabine ist abgesetzt und zuversichtlich nehmen wir die Touristenstrecke, laut Info von jedem Auto befahrbar, unter die Räder. Von jedem Auto befahrbar – außer von unserem.
Da der Nissan ohne Hinterteil sehr leicht ist, springt er über die Steine und Bodenwellen wie ein Tennisball, lässt sich kaum noch steuern. Wir landen schließlich bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h und schon nach 5 Stunden ist die Strecke, für die die Hälfte der Zeit eingeplant war, geschafft. Aber wir haben ja Zeit… Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang in der Karoo, genau wie am nächsten Morgen den Sonnenaufgang. Wir quälen uns zeitig aus den Betten, um die aufwachende Natur zu erleben. Und die Tiere lächeln uns an, als wollen sie sagen: „Guten Morgen – auch schon da?“
Am nächsten Morgen ziehen wir weiter. In Beaufort wollen wir uns mit Geld, Sprit und Lebensmitteln versorgen. Geld: Fehlanzeige. Sämtliche Geldautomaten in einem Einkaufszentrum und einer Tankstelle liefern kein Bares. Im nächsten Einkaufszentrum haben wir Glück. Ca. 20 Leute stehen vor uns in der Schlange. Was ist hier los, fragen wir uns. Wollen die Südafrikaner etwa dem Euro beitreten und räumen vorher ihre Konten ab…? Die Erklärung ist dann doch recht einfach: Es ist der erste Werktag des Monats und Zahltag. Auch der Supermarkt ist völlig überfüllt.
Wir fahren in Richtung Nordosten. 150 Kilometer sind es bis Aberdeen. Den Ort gibt es nicht nur in Schottland. Die Straße führt meist schnurgerade durch die Karoo. Aberdeen wurde im Reiseführer als sehenswert beschrieben, so richtig überzeugt hat uns der Ort allerdings nicht. Bis Graaff Reinet ist es nicht mehr weit, so beschließen wir die Strecke zum Camdeboo-Nationalpark noch zu fahren. Graaff Reinet ist vom Nationalpark fast vollständig eingeschlossen. Wir setzen unsere Wohnung wieder ab und begeben uns auf Exkursion. Die Straßen sind hier besser als im vorherigen Gelände. Der Nationalpark besticht sowohl durch seine animalischen als auch landschaftlichen Highlights. Graaff Reinet ist eine schmucke Stadt aus Victorianischer Zeit. Hier macht es Spaß zu bummeln und in einem der zahlreichen kleinen Restaurants einen Kaffee zu trinken. Die drei Tage vergehen wie im Fluge.