Am Kap der Guten Hoffnung
Seit Tagen schleichen wir um die Großstadt wie die Katze um den heißen Brei. Die Feuer sind inzwischen gelöscht, und doch fahren wir nicht beim ersten Anlauf nach Kapstadt hinein. Vielleicht ist es die Angst vor der Hektik in der Stadt; immerhin soll der Verkehr hier schlimmer sein als in Palermo. Vielleicht ist es aber auch die Angst, etwas völlig anders vorzufinden als vor 17 Jahren. 1998 waren wir zum ersten Mal in Kapstadt und haben uns in dieses Fleckchen Erde verliebt.
Von Stellenbosch fahren wir zunächst nach Somerset West. Unsere neuen Campingstühle von Fritz Berger haben nach knapp acht Wochen ihren Geist aufgegeben. Bei normaler Beanspruchung in der Ferienzeit dauert so etwas zwei bis drei Jahre – raus aus der Garantie. Auf jeden Fall brauchen wir Neue und in Sommerset ist ein großer Campingmarkt ausgeschildert. So groß ist dann auch wieder nicht, aber das was wir brauchen bekommen wir: In weinrot gebettet werden wir künftig die Mahlzeiten einnehmen und relaxen.
Muizenberg, ein schmuckloser Ort an der Ostküste der Kaphalbinsel ist unser nächstes Ziel. Wir übernachten dort, um zunächst das Kap der Guten Hoffnung anzusteuern, bevor wir nach Kapstadt einfallen. Der südwestliche Zipfel von Afrika präsentiert sich stürmisch bei tiefblauem Himmel. Wir gehen wandern, suchen die Schiffswracks und haben Angst, dass während unserer Abwesenheit die Affen wieder „Wilde Sau“ im WoMo spielen. Auch wenn die Fenster zu sind, ist doch so ein Türschloss kein Problem für einen Pavian, denken wir, und verkürzen die Wanderungen auf das Notwendigste. Hinzu kommt die Angst vor neuen Bränden. Kaum ein Tag vergeht, wo nicht in der näheren Umgebung Rauchsäulen aufsteigen. Die Feuer breiten sich rasend schnell aus, und wir wollen nicht allzu weit weg von unserer Wohnung.
Schließlich quartieren wir uns in Nordhoek, etwa 30 Kilometer südlich von Kapstadt ein. Wir setzen die Kabine ab und sind so recht flexibel. 30 Minuten bis ins Zentrum der Großstadt – so wirbt der Ort. Stimmt! Theoretisch, wenn keine anderen Autos auf der Straße sind und alle Ampeln auf Grün stehen. Wir brauchen für die Strecke auch schon mal schlappe 90 Minuten… Am schnellsten geht es immer noch über den Chapman’s Peak Drive, eine malerische Küstenstraße, die jedoch jedes Mal rund 3 Euro Maut kostet. Mengenrabatt gibt es leider nicht!
In Kapstadt besuchen wir den Tafelberg, schlendern durch die Waterfront und kämpfen uns durch das Gewusel in der City. Wir bummeln durch die Grünanlagen und am Strand entlang. Die Seefahrt zur ehemaligen Gefängnisinsel Roben Island ist lustig, solange der Katamaran über die fünf Meter hohen Wellen schaukelt. Der Ort selbst stimmt sehr nachdenklich, vor allem wenn ehemalige Häftlinge ihre Geschichte erzählen. Gänsehaut pur!
Auf der Farm in Nordhoek lernen wir neben etlichem Getier auch Peter kennen. Der Schweizer tourt seit vielen Jahren durch Afrika. Gebannt lauschen wir seinen Erzählungen. Später werden aus seinen Erlebnissen Tipps für unsere eigene Reise. Peter berichtet über Sehenswertes in Sambia, Malawi, Simbabwe und und und…. Uns kommt die vage Idee, unsere Runde durch das südliche Afrika etwas auszudehnen. Noch ist es jedoch nicht soweit.
Während der Osterwoche bleiben wir in Nordhoek. Neben unseren Kapstadt-Besuchen nutzen wir die Zeit, um Wäsche zu waschen und das Auto gründlich zu reinigen. Der Abschied von der Cape-Region fällt uns schwer. Keine zehn Gänse werden uns dann morgens um Sieben wecken. Chris, der Chef auf der Farm wird keine Jütro-Senfgäser mehr einsammeln, um sein Bier daraus zu trinken. Peter wird den Sommer in der Schweiz verbringen, und wir fahren ein letztes Mal den Chapmans Peak Drive. Es ist Feiertag und es macht Spaß, gemütlich die Großstadt zu passieren. Der Kompaß zeigt nach Norden, wir freuen uns auf Namibia.