Wälder, Wasser, kleine Städte

Am Gerberkanal in Dole

Am Gerberkanal in Dole

Zweimal schon sind wir* durch diese Region hindurchgefahren, einmal waren wir auf dem Weg in das Burgund, das andere Mal in die Auvergne unterwegs gewesen. Diesmal verbrachten wir unseren Urlaub in der Franche-Comté. Die Franche-Comté, wo liegt die überhaupt? Zwischen den Vogesen und dem Genfer See, zwischen dem Burgund und der Schweiz. Unser alter Baedeker erwähnt sie gar nicht bzw. indirekt unter dem Stichwort Jura. Das Jura aber ist nur einer von vier Teilen der Franche-Comté. Die anderen heißen Doubs, Haute-Saône und Territoire de Belfort.

Für die meisten Urlauber und sicher auch Franzosen befindet sich all das relativ unprominent am Rand. Typisch für die Gegend scheinen ausgedehnte Wälder, klargrüne Flüsse und kleinere Städte zu sein sowie die glockenförmigen, meist buntgedeckten Dächer der Kirchtürme. Selbst die Hauptstadt Besançon – wir hatten sie in den Vorjahren besucht – wirkt einigermaßen beschaulich.

Diesmal begannen wir in L’Isle-sur-le-Doubs, einer Gemeinde, die einst auf einer Insel im Fluss Doubs entstanden war und sich im Laufe der Jahrhunderte auch auf die beiden anderen Flussufer ausgebreitet hat. Am zusätzlich vorhandenen Rhein-Rhône-Kanal führen ein Deutscher und eine Schweizerin ein gemütliches Bed & Breakfast, einen Zeltplatz direkt am Doubs gibt es ebenfalls.

Wegen der hochsommerlichen Hitze fahren wir am nächsten Tag in die Berge, an den Lac Saint-Point, einen schönen, nicht allzu überlaufenen See in 900 Metern Höhe, und zelten im Badeort Malbuisson. Hier ist es kühler, wir fühlen uns wohl. In der Nähe entspringt u.a. der Doubs, die freundlichen Vermieter aus L’Isle-sur-le-Doubs hatten uns außerdem einen Besuch der ehemals königlichen Saline von Arc-et-Senans empfohlen.

Dort treffen wir Peter, einen Deutschen im Dienste des Saline-Museums, und reden mit ihm über Bad Dürrenberg und Bad Kösen, wie Arc-et-Senans Stätten der Salzgewinnung im 18. Jahrhundert. Die Saline Royale ist Ausflugsziel für mindestens einen halben Tag. Zum Eigentlichen, der halbkreisförmig-repräsentativen Anlage des Architekten Claude Nicolas Ledoux (1736-1806), gesellen sich ein reichliches Dutzend attraktiver Schaugärten (bis 18. Oktober 2015), großformatige Fotos von Salzarbeitern aus aller Welt (bis 2. November 2015) sowie eine Ausstellung Ledouxscher Entwürfe, die zum Teil heute noch utopisch wirken.

In der Saline, ebenso auf den Zeltplätzen (z.B. in Salins-les-Bains – noch einmal Salz!) und in den Touristenbüros erhalten wir gutes Informationsmaterial; so gut, dass es uns in der Gegend hält, einfach weil wir immer wieder neue nahe Ziele entdecken – wie das malerische Dorf Nans-sous-Sainte-Anne mit der Lison-Quelle und der Taillanderie, einer wassermühlenbetriebenen Schmiede landwirtschaftlicher Werkzeuge. Es sieht aus wie vor hundert Jahren.

Aus Ornans wiederum stammt der Maler Gustave Courbet (1819-1877), dessen „Steinklopfer“ wir in unserer Kindheit im Fach Kunsterziehung behandelt hatten und dessen berühmtes Gemälde „Der Ursprung der Welt“ – es hängt in Paris – eher Männern als Frauen gefällt. Courbet gefielen u.a. die Farben der gemächlich durch Ornans fließenden Loue. Das Museum zu seinem Gedächtnis steht am Ufer und wird stark bewacht – in jedem Raum eine Aufsicht.

Schließlich besuchen wir Dole, die alte Hauptstadt der Franche-Comté (von 1422 bis 1676/78) und der Geburtsort von Louis Pasteur (1822-1895). Auf beide Fakten ist man hier stolz, auch wenn der Rang einer Kapitale an Besançon abgegeben werden musste und sich der Gerbersohn Pasteur bereits im Kindesalter nach Arbois (siehe unseren Beitrag „In der Franche-Comté II“) verabschiedete.

Dole wirkt immer noch majestätisch, vom Bootshafen aus regelrecht postkartenschön. Der große Campingplatz befindet sich unweit des Zentrums auf einer Insel; von einer nicht mehr von der Eisenbahn genutzten Brücke dahinter springt die Jugend in den Doubs. Im Stadtpark hat man einen Wasserfall angelegt und die Kirche Notre-Dame überragt alles. Am Gerberkanal (mit Pasteur-Haus) kann man im Schatten vorm Café Charles sitzen und die Gesamtheit auf sich wirken lassen …

HB

* das Unterwegsblogger-Team 2

 

Geschrieben am 04.08.2015 und abgelegt unter: Frankreich

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