Rund um einen alten Tagebau
Es ist nicht mehr viel zu sehen von den unzähligen Brikettfabriken, die noch vor etlichen Jahren rund um das Geiseltal schmutzigen Rauch in die Luft bliesen. Stattdessen eröffnet sich dem Besucher ein riesiger See an der Stelle, wo einst aus einem der größten Braunkohletagebaue Mitteldeutschlands über 1,4 Milliarden Tonnen Kohle gefördert wurden.
Schön ist es geworden im Geiseltal. In der Ferne erinnern die Silhouetten von Leuna und den Bunawerken an den ehemaligen Weg der Braunkohle zu den Veredlungsstätten. Aus der Wasserfläche des größten künstlichen Sees in Deutschland ragen noch zahlreiche Abraumberge. Diese Flächen, insbesondere auf der langgezogenen Halbinsel sind dem Naturschutz vorbehalten. Geflutet mit Saalewasser, hat der See seinen Endwasserstand im Jahre 2011 erreicht. Parallel zur Flutung entstanden in den Orten rund um den See zahlreiche touristische Einrichtungen. Nach der Teilfreigabe des Sees aus dem Bergrecht im August diesen Jahres wird nun mit Hochdruck am weiteren Ausbau der Hafenanlagen in Mücheln und Braunsbedra gearbeitet.
Besonders beliebt ist der 26 km lange, fast vollständig asphaltierte Rundweg um den See. Zum Teil mit beträchtlicher Steigung gelangt man auf den Weinberg, entstanden aus einer ehemaligen Abraumkippe. Und hier wird tatsächlich Wein angebaut, der beim umtriebigen Winzer auch verkostet werden kann (www.weinbau-am-geiseltalsee.de). Unten am See weiden indes einige Hereford-Rinder, die im Zuge der ökologischen Begrünungspflege hier angesiedelt wurden. Der Legende nach sollen die Tiere kurz nach ihrer Ankunft am See aus der Weide ausgebrochen sein, um etliche Kilometer ins Land zu wandern. Nach dem Einfangen mussten die Rinder die gesamte „Fluchtstrecke“ erneut zu Fuß ins Gehege zurücklegen, sodass sie sich am darauffolgenden Tag wegen Muskelkater kaum noch bewegen konnten. Seit dieser Zeit sind sie wohl sesshaft geworden…
Zurück zum Rundweg – hunderte Radfahrer, Skater und Fußgänger teilen sich an einem schönen Wochenendtag das Alphaltband. Wem es zu anstrengend wird, der kann an verschiedenen Haltestellen in den Geiseltalexpress einsteigen, um sich einige Kilometer gemächlich um den See schaukeln zu lassen. So zum Beispiel von Turm zu Turm. Insgesamt drei hölzerne Aussichtstürme sind rund um den See entstanden – einer davon liegt imposante hundert Meter über dem Wasserspiegel.
In der Nähe des Turms von Stöbnitz lohnt der Besuch des Findlingsgartens. Schautafeln erläutern hier die verschiedenen Gesteinsgruppen und deren Entstehung.
Schlendert man den Rundweg weiter in Richtung Mücheln, erinnern zahlreiche Informationstafeln über die Orte, die dem Bergbau zum Opfer gefallen sind. Insgesamt 18 Gemeinden oder Ortsteile mussten in den Jahren zwischen 1930 und 1975 im Geiseltalgebiet der Braunkohle weichen. Umso schöner ist es heute, in den verbliebenen, liebevoll sanierten Orten. Dort lädt nach der phantastischen Rundtour um den See manche gute Gaststätte zu schmackhaftem Essen und einem kühlem Getränk ein. Schön ist es heute im Geiseltal.
Weitere Informationen unter www.geiseltalsee.de, www.muecheln.de, www.braunsbedra.de
JS