Auf Sophies Spuren
Auf der Suche nach einem schönen Zeltplatz (und unterwegs vom Burgund zum Kinofilmschauplatz Saou) landeten wir in Fleurie, einem Dörfchen oder Städtchen auf einem Hügel inmitten von Beaujolais-Weinfeldern. Auch der Zeltplatz ist von Wein umgeben und zu empfehlen. Und um das Fass vollzumachen, feierte Fleurie am Abend unserer Ankunft sein Ortsfest – mit Markt, Wein und Gesang, mit Braten und Brot, mit Wurst und Käse.
Am nächsten Tag lohnte ein Aufstieg zur kleinen Kapelle der Madonna hoch über Dorf und Wein. Die Orte der Umgebung – Villié-Morgon, Juliénas oder Saint-Amour-Bellevue (Was für ein schöner Name!) – sind ebenfalls gut für einen Abstecher, die Städte Beaujeu und Belleville hingegen waren enttäuschend. Im Gegensatz zu den blumengeschmückten Winzergemeinden wirkten sie auf uns traurig und ausgestorben.
Unsere Zeltnachbarn hießen Willi und Els und erzählten uns bei einer Flasche ortsüblichen Weins von den Niederlanden, ihrer Heimat – und zwar auf deutsch. Willi konnte außerdem noch fließend französisch sprechen, er unterrichtet das Fach an einer Schule in Eindhoven. Wir erfuhren, dass die Nordniederländer als frecher gelten, die Südniederländer als gemütlicher – und sich beim Fußball von ihren Landsleuten als Bauern beschimpfen lassen müssen. Noch entspannter und gemütlicher seien die flämischen Belgier. Willi: Man kann mit ihnen keinen Termin machen, sie kommen sowieso nicht.
Wir hatten zwar keinen Termin, tauchten aber dennoch kurze Zeit später in Saou auf. Die ein ganzes Stückchen weiter im Süden befindliche Gemeinde war das Endziel unserer Reise, wegen eines Films mit Sophie Marceau. In „Vergissmichnicht“ kehrt die 40jährige Erfolgsfrau Margret (gespielt von Sophie Marceau) zunächst nicht ganz freiwillig in das Dorf ihrer Kindheit zurück – nach Saou, wie der Abspann verriet. Uns gefiel dieses Dorf, also wollten wir es mit eigenen Augen sehen.
Wir hatten ein malerisches, verschlafenes Nest erwartet und fanden ein schönes, malerisches Nest mit Häusern aus Naturstein vor imposanter Bergkulisse vor, das voller Autos und Menschen war. Offensichtlich gilt Saou als Anlaufpunkt für Outdoor-Sportler, Kletterer, Wildwasserfreunde und so weiter. Ein Zimmer war nicht zu bekommen, der Campingplatz im Wald wild wie das Wasser: Ein Durcheinander von Fahrzeugen und Zelten zwischen Wurzeln und Bäumen, aber keine Rezeption?
Wir suchten nicht lange, sondern fuhren ins nächste Nest, nach Bordeaux – wahrhaftig. Hier war alles für ein Mittelalterfest geschmückt, und es klappte mit dem Zelten. Allerdings nur auf der Notwiese eines Fünf-Sterne-Platzes; es war schon spät, wir griffen zu.
Die neuen Nachbarn auf Zeit, französische Jugendliche, begrüßten uns mit Kronenbourg-Bier und boten uns darüber hinaus Pastis und Tequila an, wir aber spazierten mit den Bieren in der Hand nach Bordeaux hinein und hörten dann vorm Café du Centre (es nannte sich wirklich so, die Konkurrenzgaststube gar Café de l’Universe!) bei Orangina und Schweppes Fußball-Fernsehen von drinnen.
Am nächsten Morgen kamen wir den Massen in Saou zuvor, stellten als eine der ersten das Auto auf den Platz in der Mitte des Ortes und schauten nach zwei starken Kaffee in einer fetzigen Kneipe nach den Drehorten von Sophie Marceau.