Das sieht nach einem größeren Problem aus

Das sieht nach einem größeren Problem aus

Von Wüsten, Pannen und tiefen Schluchten

Vor einiger Zeit hatte Jörgs Sohn Martin an dieser Stelle seine Eindrücke von einer Reise durch Namibia geschildert, und einen zweiten Teil des Reiseberichtes angekündigt. Der ist nun fertig und liest sich wie folgt:

Über Nacht war es kalt geworden in Swakop. Von daher freuten wir uns, wieder in das warme Landesinnere zurückzukehren. Vorher machten wir noch einen Abstecher nach Walfish Bay, da uns die Salzfelder empfohlen wurden und das Auto mal wieder ausgefahren werden sollte. Nach einer guten Stunde in den Feldern wollten wir uns auf die Weiterfahrt machen, aber der tiefe Sand an der Ausfahrt hatte etwas dagegen. Nun hieß es Reifendruck ablassen und schaufeln was das Zeug hält.

Nach guten 20 Minuten hatten wir die Nase gestrichen voll, der Schweiß lief aus allen Poren, aber zum Glück begrüßte uns ein Ranger mit Seilwinde am Auto: „Hey Guys. Having fun?“. Man mag es nicht glauben, aber wir hatten tatsächlich Spaß. Denn solche Situation machen einen Abenteuerurlaub aus. Zurück auf der Straße legten wir noch einen Zwischenstopp im Camp Cha-Re ein. Diesen Geheimtipp hatten wir noch am Morgen in Swakop erhalten.

Unsere Ankunft in Sesriem gestaltete sich schwierig. Wollten wir uns doch zuerst einen Stellplatz für die Nacht organisieren. Das Camp außerhalb des Nationalparks war leider schon fully booked, so auch das NWR-Camp im Nationalpark. Selbst unsere Nachfrage nach einem Overflow-Platz wurde abschlägig beantwortet. Also schauten wir uns tief in die Augen und auf die Karte. Und plötzlich entsprang in unserem jugendlichen Leichtsinn der Plan, in das knapp 500 Kilometer entfernte Lüderitz zu fahren. Schnell wurde in Sesriem noch ein Platz für die letzten Tage reserviert, und schon am Abend hatte uns der stürmische Atlantik wieder. Nach der langen Reise entschlossen wir uns, am nächsten Tag die Umgebung zu erkunden und stießen auf das alte Diamantendorf Kolmanskuppe. Es war eine gespenstige aber auch faszinierende Stimmung, in den alten verlassenen und teilweise verfallenen Häusern umher zu spazieren. Jedes der Gebäude hat seine eigene Geschichte, die langsam vom Wüstensand begraben wird. Glücklicherweise mussten wir uns keiner Ganzkörperuntersuchung beim Verlassen des Geländes unterziehen, denn noch immer kann man im Sperrgebiet Diamanten finden.

Wir blieben noch einige Zeit im Süden und steuerten Keetmanshoop an. Im berühmten Köcherbaumwald verbrachten wir die Nacht unter dem fantastischen namibischen Sternenhimmel. Wer im Süden von Namibia unterwegs ist, sollte sich die größte Schlucht des Kontinents, den Fish-River-Canyon, nicht entgehen lassen. Da wir mit unserem Gefährt immer zügig vorangekommen sind, entschieden wir uns für einen Tagesausflug zum 150 Kilometer entfernten Canyon. Majestätisch schlängelt sich dieser durch die Felsen, und man kann sich kaum vorstellen, dass es einen noch größeren auf dieser Welt geben kann. Wir vertraten uns die Beine am Aussichtspunkt und fuhren die holprige Straße am Canyon entlang. Auf dem Rückweg merkten wir, dass unser bis dahin treues Gefährt beim Gas geben keine Reaktion zeigte. Wir schoben es auf den hügeligen Weg und unseren relativ leeren Tank. Als wir beim Nachtanken sieben Versuche benötigten um das Auto starten, machten wir uns schon größere Sorgen. Der kurze Stopp an einer Distillery hätte uns fast zur Übernachtung gezwungen. Das lag nicht etwa am leckeren Grappa, sondern unser Auto sprang gar nicht mehr an. Erschrocken stellten wir fest, dass Kraftstoff tropfte. Schnell war das Problem am Dieselfilter identifiziert. Wir entlüfteten diesen und pumpten neuen Kraftstoff hinein. Nach drei Versuchen sprang das Auto an und wir machten uns auf den Rückweg nach Keetmanshoop. Leider war das Problem damit nicht behoben…. Exakt 100 Meter fuhr der Wagen am nächsten Tag bevor er abgeschleppt werden musste. Es war nicht, wie vermutet, der Dieselfilter, sondern dessen Hülle. Professionell wurde der Riss in einer Werkstatt geklebt. Wir nutzten diesen Tag als „Ruhetag“.
Mit frisch aufgetankten Kräften und repariertem Auto machten wir uns am nächsten Tag erneut auf nach Sesriem. Es war unsere letzte Etappe.

Nach fast drei Wochen auf Tour waren wir froh, dass wir in Sesriem einen Platz außerhalb des Nationalparks gebucht hatten. Waren wir doch ein wenig geschlaucht und froh über die Ruhe dort. Mit frischen Kräften ging es am nächsten Morgen zu den wunderbaren Dünen. Bei Düne 45 haben wir unseren Fitnesstest absolviert und konnten uns mit einem wunderbaren Ausblick belohnen. Noch waren wir nicht am Ende und so machten wir uns auf Richtung Dead Vlei. Da wir noch ein bisschen Angst um unsere Auto hatten, benutzten wir den Shuttle vom Parkplatz. Ob man dafür Geld bezahlen muss oder nicht, kann ich nicht sagen. Man sagte uns zwar, dass wir ein Transferticket benötigen, aber sehen wollte es keiner. In der Wüste angekommen, machten wir uns bei brütender Mittagshitze auf den kurzen Weg zur Salzpfanne. Für die Strapazen wurden wir mit einem überwältigenden Anblick der Dünen belohnt. Ausgelaugt und sicherlich einem kleinen Hitzeschlag nahe, fielen wir am Abend in unser Bett.

In Ruhe machten wir uns zurück auf den Weg nach Windhoek. Unterwegs hing jeder seinen Gedanken nach, waren doch die unglaublichen Impressionen der vergangenen drei Wochen zu verarbeiten. Unser letzter Abend sollte wie unserer erster sein. Wir saßen bei einem schmackhaften Bier im Urban Camp. Während wir jedoch am ersten Tag noch Vaters Bilder vor Augen hatten, schauten wir uns diesmal die eigenen Erinnerungen an. Zum Abschied wurden wir gefragt, ob wir wiederkommen. Meine Antwort war: „Ja definitiv, aber wohl erst in fünf Jahren“.
Denn, es gibt noch viel zu entdecken auf dieser Welt. Und das vielleicht schon in Australien mit wohlgesonneneren Terminplanern…

(Text und Bilder: Martin Setzer)

 

Geschrieben am 26.11.2017 und abgelegt unter: im südlichen Afrika

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