Auf Vaters Spuren
Zwei Jahre ist mein Vater durch Afrika getourt, das roch nach Abenteuer. Die Berichte waren spannend und die Bilder beeindruckend. Das wollte ich mir anschauen. Also war es nun an mir, den Job für drei Wochen an den Nagel zu hängen und mit einem Freund nach Afrika aufzubrechen. Wir wollten eine würdige Vertretung für Babsi und Dad sein. Unsere Wahl fiel auf Namibia. Mit einem Dachzeltcamper wollten wir in Vaters Fußstapfen treten.
Pünktlich wurden wir von einem Vertreter von Bushlore (www.bushlore.com) am Flughafen in Windhoek abgeholt. Nach einer Einweisung in unser neues zu Hause auf Zeit steuerten wir zuerst das Urban-Camp in der Stadt an. Das Camp schien uns bestens geeignet, um die Akkus wieder aufzuladen und Besorgungen für die ersten Tage zu erledigen. Natürlich wurden wir beim Einkaufen sofort mit einem großen Lacher als Touristen identifiziert, als wir unsere Plastiktüten bezahlen und den Einkauf selbst einpacken wollten. Nach ein paar guten, schmackhaften Bieren starteten wir am nächsten Tag zum Erindi-Naturpark. Der liegt nicht so weit von Windhoek entfernt, so konnten wir uns langsam an das neue Land und die neuen Eindrücke gewöhnen. Das begann sofort auf der Straße mit dem Linksverkehr. Natürlich wurde in der ersten Zeit oft die rechte Fahrspur für einige Meter genutzt. Das brachte uns manchmal in brenzlige Situationen, die häufig mit einer Vollbremsung quittiert wurden.
Tiere, Tiere und nochmals Tiere – das war unser Motto für die ersten Tage. Hatten wir im Erindi noch einen Game Drive gebucht, um uns langsam an die Tierwelt heranzutasten, lag es im Etosha nun an uns, diese selbst aufzuspüren. Das erste Zebra war schnell gesichtet und natürlich wurde sofort die Kamera gezückt. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass wir nach drei Tagen Etosha sehr zebramüde sein würden. Die Eindrücke, die auf uns hereinprasselten kann man nicht in Worte fassen. Die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen ist und bleibt einzigartig. Unvergessen bleibt der Moment, als Löwen an einem Wasserloch auf der Lauer lagen. Die Zebras näherten sich schrittweise. Im spannendsten Moment versperrte uns plötzlich ein großer Reisebus die halbe Sicht. Trotzdem sahen wir noch wie sich aus der Ferne ein Nashorn näherte und die Zebrajagd der Löwen beendete.
Unser Weg führte weiter durch das Damaraland nach Twyfelfontein. In Khorixas mussten wir tanken. Ein Einheimischer bezeichnete beim abendlichen Bier im Madisa Camp diese Kleinstadt als Shit Hole, was wir nur bestätigen können. Der Mann berichtete außerdem, dass von Twyfolfontein ein 4×4-Trail durch die Berge in Richtung Küste führen würde. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Zu Beginn fuhren wir an den Orgelpfeifen, einer Basaltsteinformation, entlang. Kurz wunderten wir uns darüber, wie unterschiedlich doch die Bilder aus dem Reiseführer im Vergleich zu den Originalen aussehen können. Die Aussicht vom Schwarzen Berg in der Nähe ist trotzdem unbezahlbar. Nach 3 Stunden Fahrt und gefühlten 20 Kilometern standen wir plötzlich wieder an unserem Ausgangspunkt. Scheinbar waren wir einmal falsch abgebogen. Auf einer ordentlichen Wellblechpiste gelangten wir schließlich zum Atlantik. In der Ferne lächelte uns die Spitzkoppe im schönsten Sonnenschein an, aber was war das? So langsam vernahmen wir ein leichtes Zucken am Thermometer. Waren wir doch verwöhnt von den ersten Tagen mit Sonnenschein und täglich über 30°C. Nun näherten wir uns dem Ozean, und das Thermometer fiel auf 15 Grad. In Henties Bay ließen wir dem Abend im Fishy Corner bei einer riesigen Meeresfrüchteplatte ausklingen.
Etwas muss man den beiden Weltreisenden, die zurzeit durch Australien touren, lassen… sie hatten Recht. Nicht unbedingt was Cape Cross angeht, denn trotz des Gestanks sind die Robben ein Erlebnis wert. Aber wir hätten auf sie hören sollen was die Schiffswracks an der Skeleton Coast nördlich von Henties Bay betrifft. Der Reiseführer kennzeichnete in der Nähe ein Wrack, aber trotz Warnung meines Vaters machten wir uns auf gen Norden. Es wird ihn freuen, wenn ich sage: Ja, Du hattest Recht. Das von Dir beschriebene Wrack sahen wir ein paar Stunden später auf dem Weg nach Swakopmund. Für ein paar Fotos war noch Zeit, aber wir mussten uns nun beeilen. Für den nächsten Tag brauchten wir noch ein Permit um den Walwitschia Trail in der Namib-Wüste zu befahren. So machten wir uns am nächsten Morgen bei Kälte und Nebel auf in die Wüste. Kaum waren wir 10 km von der Küste entfernt, verschwand der Nebel und das Thermometer kletterte. Was uns in der Wüste erwartete war unbeschreiblich. Die weiten Mondlandschaften im Tal des Swakop River waren den Weg wert. Geplättet von den Impressionen saßen wir abends am Feuer. Namibia ist definitiv eine Reise wert und noch war unsere nicht zu Ende…
Text / Bilder: © Martin Setzer