Auf dem Weg nach Süden
Alle waren skeptisch: Bekannte orakelten, wir würden ohne Auto zurückkommen, Verwandte meinten gar, dort wäre noch Krieg, und Freunde fragten, warum wir uns im Sommerurlaub ausgerechnet ALBANIEN antuen wollten. Vorurteile über Vorurteile. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass der Balkankrieg tatsächlich in die Geschichte gehört und dass durchaus Fahrzeuge mit ihrem gesamten Zubehör wieder aus Albanien zurückgekehrt sind, trieb uns erst recht die Neugier in ein Land, von dem man wenig hört und noch weniger in den Medien sieht. Und doch gibt es Medienpräsenz: Nach etwas Recherche erstanden wir zwei Reiseführer für dieses Gebiet, die sich auf der Fahrt durch das Unbekannte als nützlich erweisen sollten.
Für die Anreise mit dem Wohnmobil planten wir eine knappe Woche. Direkt aus dem Berufsalltag gestartet, wollten wir es ruhig angehen. Die erste Tagesetappe führte uns nach Bled in Slovenien. Freunde, die selbst schon da waren, empfahlen uns dieses Urlauberstädtchen als Zwischenziel. (www.unterwegsblogger.de/category/slowenien/). Die Kirche auf der Insel im See sei einen Abstecher wert und außerdem könne man dort gut wandern. Wir erholten uns einen Tag beim Wandern in der Vintgar- Schlucht und beim Bummel durch den Ort. (www.bled.si/de)
Zügig, wenn auch nicht ganz preiswert ging es auf der kroatischen Küstenautobahn weiter in Richtung Süden. Als nächstes Zwischenziel bot sich ein Campingplatz bei Sibenik an; nicht zuletzt deshalb, weil der Krka- Nationalpark mit seinen eindrucksvollen Wasserkaskaden in der Nähe lag. Bei einem Spaziergang durch das Gelände erlebten wir den Fluß Krka wie er in insgesamt sieben Wasserfällen knapp 200 Höhenmeter auf seinem Weg in die Adria überwindet. (www.krka24.net)
Am Nachmittag war die Strecke bis Dubrovnik schnell gefahren, sodass wir uns viel Zeit für die Besichtigung der Altstadt nehmen konnten. Beim Schlendern durch die Gassen war nur schwer vorstellbar, dass Dubrovnik durch den Beschuss von serbisch-montenegrinischen Truppen in jüngster Vergangenheit schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Schäden sind weitestgehend beseitigt und durch die Stadt wuseln tausende von Touristen. Dubrovnik gehört zum UNESCO Welterbe und die Altstadt wird diesem Titel in jeder Hinsicht gerecht. (www.tzdubrovnik.hr/deu)
Nun jedoch waren wir sehr auf unser eigentliches Ziel, Albanien, gespannt. Das Navi berechnete bis dorthin nur noch knapp zweihundert Kilometer. Für die relativ kurze Strecke brauchten wir einen ganzen Tag. Sind wir doch durch die innereuropäischen Grenzmodalitäten recht verwöhnt, feiert jeder kleine Balkanstadt seine Grenze mit erheblichen Wartezeiten bei unerheblichem Verkehr. Was soll`s, es ist ja Urlaub. Wir blieben in Monte Negro auf der Küstenstraße und stellten an der Boka Kotorska fest, dass es nicht nur in Norwegen gewaltige Fjorde gibt.
Schließlich überredete uns der Reiseführer noch dazu, die Küstenstrasse doch zu verlassen und bei Virpazar ein Sträßchen hoch über dem Lake Shkodra zu nehmen. Zunächst staunten wir in Virpazar nicht schlecht als wir mit einem „Hallo – wie geht es in Leipzig“ begrüßt wurden. Andree vom Fremdenverkehrsamt hatte fachkundig von unserer Autonummer auf den Herkunftsort geschlussfolgert und begrüßte uns in fast akzentfreiem Deutsch. Auf Grund seiner Offerte hatten wir auch fast Lust in diesem kleinen Örtchen zu verweilen, aber unser Ziel war ja ein Anderes. Bis zu dessen Grenze lagen zunächst aber noch vierzig Kilometer Straße, die größtenteils nicht breiter war als das eigene Auto. Der Weg führte durch das Weinviertel von Monte Negro und die vielen kleinen Stände am Wegesrand, die das süffige Getränk feilboten ließen uns dann doch schwach werden…
Weiter ging es der albanischen Grenze entgegen. Die Straße wurde schlechter, schmaler und steiler, aber die Ausblicke auf den Skodra-See waren überwältigend. Manchmal kam Gegenverkehr, mit dem man sich einigen musste, wer die halsbrecherische Passage hangabwärts übernimmt….